@ Berner Zeitung; 30.06.2009; Seite 23

Thuner Tagblatt Stadt Thun
Direktionswechsel in Thuner Hotel

Wird «Holiday» saniert oder verkauft?

Direktionswechsel im Hotel Holiday in Thun: Monika und André Mangold leiten ab morgen das Parkhotel Langenthal. An ihre Stelle tritt Rudolf Hauri – vorläufig befristet bis Herbst. Denn der Besitzer möchte das Haus verkaufen.

Die Chancen des Thuner Hotels Holiday am Lachenkanal seien nach wie vor intakt, auch wenn direkt daneben der Neubau des Lachenhotels geplant ist. Darin sind sich der abtretende und der antretende «Holiday»-Direktor einig – und erhalten Rückendeckung von der Thun Tourismus Organisation. Weniger überzeugt davon ist hingegen eine Schlüsselperson: Waldemar Kilchherr als alleiniger Besitzer gestehtganz offen, dass ihm das neue Hotel Angst einflösse, «einerseits wegen des Baulärms, andererseits, weil es direkt neben unserem Haus liegt. Da haben wir kaum mehr Überlebenschancen.»

«Hausaufgaben machen»

«Lamentieren, dass nebenan ein neues Hotel entsteht, hilft nicht weiter. Das ‹Holiday ist 35-jährig und ist das nächste Haus in Thun, das aufrüsten muss», stellt der neue Hoteldirektor Rudolf Hauri fest. Das habe er bei seinen Antrittsbesuchen in den anderen Thuner Hotels festgestellt. André Mangold, der vor genau zwei Jahren den Betrieb gemeinsam mit seiner Gattin Monika übernommen hat (vgl. Kasten), stimmt seinem Nachfolger zu: «Wir haben hier eines der grösseren Thuner Hotels. Die Stadt hat ohnehin zu wenig Hotelbetten. Da ist das ‹Holiday› nicht wirklich gefährdet – sofern die anstehenden Hausaufgaben gemacht werden.» Das heisse einerseits, zu investieren und nachzurüsten, aber auch sich klar zu positionieren.

Ohne Sterneklassement
«Wir erhalten immer wieder Rückmeldungen von Gästen, die dem ‹Holiday› ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis attestieren, gleichzeitig aber darauf hinweisen, dass die Zimmer dringend saniert werden müssten», sagt Daniel Bachofner, stellvertretender Direktor der Thun Tourismus Organisation (TTO). Dass Waldemar Kilchherr aus dem Hotelierverband ausgestiegen sei und auf das Sterneklassement verzichtet habe, könne er aber durchaus nachvollziehen: «Das ‹Holiday› wäre von drei auf zwei Sterne zurückgestuft worden. lm Vergleich zu anderen Dreisternehäusern rund um den Thunersee erfüllt das ‹Holiday› jedoch die nötigen Kriterien – wenn auch knapp.»

Nach vorne schauen

Bachofner ist überzeugt: «Das ‹Holiday› hat als Dreisternehaus sehr gute Chancen, um neben dem geplanten Lachenhotel, das in der Viersternekategorie mitspielen wird, zu bestehen.» Denn die Nähe zum künftigen Kultur- und Kongresszentrum KK Thun – dem heutigen Schadausaal – sowie die unterschiedlichen Preissegmente der beiden Häuser seien ideale Voraussetzungen. «lch sehe das in jenem Rahmen, in welchem die Accor-Hotelgruppe nahe der Bern Expo spielt: Unter einem Dach vereint sind ein ‹Novotel›, ein ‹lbis› und ein ‹Etap›, also je ein Vier-, Drei- und Zweisterne-Businesshotel, die sich nicht konkurrenzieren, sondern ergänzen.» Auch der neue ‹Holiday›-Direktor Rudolf Hauri will nach vorne schauen. «lch stehe für die Kontinuität, denn egal, wie sich die Besitzerfamilie Kilchherr entscheiden wird: Der Hotel- und Restaurantbetrieb muss nahtlos weiterlaufen.» So nimmt es Hauri auch gelassen, dass er derzeit lediglich einen befristeten Vertrag bis Ende Jahr hat. Dadurch gewinne der Besitzer Zeit, die Zukunft des «Holiday» zu definieren.

Verkaufsabsichten
Der 78-jährige Alleinbesitzer Waldemar Kilchherr hat sich jedoch auf Käufersuche begeben. «lnteressenten gibt es. Aber das sind nicht gezwungenermassen auch die Käufer», sagt er verschlüsselt. Die Verhandlungsbasis liege bei 3,5 Millionen Franken. «lch habe in den vergangenen zehn Jahren 7,5 Millionen Franken ins ‹Holiday› investiert. Nun bin ich in einem Alter, wo die Kräfte allmählich schwinden.» Sofern er in nächster Zeit einen Käufer finde, «braucht der neue Besitzer auch einen Hotelier, der das Haus bis auf weiteres führt». Für Rudolf Hauri, der vor Jahren das derzeit brachliegende Hotel Hirschen in Gunten und bis vor einem halben Jahr als Krisenmanager das Viersternehotel Steinmattli in Adelboden geführt hat, heisst dies: «Wir müssen im Hotel Holiday die umsatzstärksten Sommermonate ausnützen. lm Herbst werden wir die Lage beurteilen und weiterschauen.»


Heinerika Eggermann Dummermuth